Page 14 - Historischer Rundweg_2018_40 Seiten.indd
P. 14

8     Johanneskirche


     Die  Stadtpfarrkirche  wurde  nach  Johannes  dem  Täufer
     benannt. Einst stand hier eine romanische Basilika, die durch
     einen Brand vernichtet wurde. An ihrer Stelle entstand in mehr
     als 100 Jahren Bauzeit eine der größten Hallenkirchen Thürin-
     gens,  die  1514  eingeweiht  wurde.  Den  Bauleuten  von  Peter
     Parler aus Böhmen gelang ein architektonisch eindrucksvolles
     Meisterwerk. Die beiden Kirchtürme sind 64 Meter hoch. Sechs
     Glocken schlagen darin. Die Älteste wurde um 1400 gegossen
     und wiegt vier Tonnen.

     Über  dem  Eingangsportal  sieht  man  die  Darstellung  des
     Jüngsten Gerichtes. Oberhalb des Türbogens befindet sich ein
     sehr  seltenes  Bild  der „Heiligen  Kümmernis“.  Es  handelt  sich
     dabei  um  die  Kopie  eines  Reliefs,  das  ursprünglich  von  der
     Fassade  einer  früheren  Kapelle  auf  der  Saalebrücke  stammt
     und Christus mit einem Spielmann zu seinen Füßen zeigt. Das
     Original  ist  im  Kircheninneren  ausgestellt.  Vorlage  war  ein
     romanisches Kruzifix im Dom zu Lucca in Italien.

     Aufgrund  der  ungewöhnlichen  Figurengruppe  entstand  im
     Volksglauben die Sage von einer schönen Königstochter:

     Um den Liebeswerbungen ihrer Verehrer zu entgehen, flehte sie
     Gott  um  Hässlichkeit  an.  Ihr  wuchs  daraufhin  ein  langer  Bart.
     Der  erzürnte  Vater  nagelte  sie  ans  Kreuz.  In  ihrer  Todesstunde
                                  soll die Königstochter einem
                                  Trost spendenden Spielmann
                                  einen  goldenen  Pantoffel goldenen  Pantoffel
                                  einen
                                  zugeworfen haben.

                                  Das   Kircheninnere   be-
                                  sticht  durch  Farbenvielfalt
                                  und  kann  einige  Beson-
                                  derheiten  aufweisen.  Am
                                  Deckengewölbe  der  Ein-
                                  gangshalle  befindet  sich
                                  ein  vierblättriges  Kleeblatt
                                  als Glückssymbol zum Ein-
                                  tritt  in  die  Kirche.  In  der
                                  Mitte  wird  das  Zentrum
                                  Christus als Lamm gezeigt.


     14
   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19